Leiche nach Gas-Explosion in Allrath gefunden

(NGZ) In einer Allrather Wohnsiedlung ist es am Dienstagabend zu mehreren Explosionen gekommen. Eine Wohnung brannte komplett aus. In den Trümmern fand die Feuerwehr einen Toten. Die Polizei hat eine Mordkommission eingerichtet.

Die betroffene Wohnung wurde mit Hilfe von Scheinwerfern über die Drehleiter der Feuerwehr ausgeleuchtet. Im Mauerwerk klaffte ein großes Loch.

ALLRATH | Mit einem Mal hat eine gewaltige Explosion am Dienstagabend die Idylle in der Wohnsiedlung „Am Anger“ zerfetzt. In einem Mehrfamilienhaus, in dem vor allem ältere Menschen leben, ist es unmittelbar danach zu weiteren Detonationen und einem großen Brand gekommen. Laut Anwohnern schossen Feuerbälle aus den Fenstern einer Wohnung im ersten Obergeschoss. Sofort verständigten sie die Feuerwehr. Die Retter eilten mit starken Kräften nach Allrath.

Als die Feuerwehr eintraf, stand die betroffene Wohnung im Vollbrand. Vier Menschen harrten auf einem Gang im ersten OG aus und warteten auf Hilfe. Die Feuerwehr konnte sie mit einer Drehleiter retten. Zwei Menschen hatten giftigen Rauch eingeatmet und wurden ins Krankenhaus gebracht. Mehrere Einsatztrupps starteten einen Löschangriff, um der Flammen Herr zu werden. Im Innern machten die Retter schließlich eine grausige Entdeckung: In den Trümmern fanden sie eine Leiche.

Noch während der Löscharbeiten nahmen Spezialisten der Kripo die Wohnung in Augenschein. Scheinwerfer der Feuerwehr fluteten das noch dampfende Innere mit einem grellen Licht – durch ein riesiges Loch, das die Wucht der Detonationen in die Außenwand des Gebäudes gerissen hatte. In der Wohnung sollen die Ermittler handelsübliche Gasflaschen gefunden haben. Amtlich gemeldet ist dort ein 60-jähriger Mann.

Die Polizei geht davon aus, dass das Feuer in seiner Wohnung ausgebrochen ist. Ob es sich bei der Leiche um die sterblichen Überreste des 60-Jährigen handelt, ist jedoch noch ungewiss. „Es gibt Hinweise darauf, dass der Wohnungsinhaber die Explosion vorsätzlich herbeigeführt haben könnte. Eine suizidale Absicht ist dabei nicht auszuschließen“, teilte die Polizei mit. Die Ermittler haben eine Mordkommission eingerichtet – wohl auch, um zu beleuchten, ob es weitere Tatbeteiligte gibt. Denn durch die Explosionen sind andere Menschen in Gefahr gebracht worden. Der Fall beschäftigt auch die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach.

Die Feuerwehr Grevenbroich war mit zusammengerechnet fünf Einheiten im Einsatz und stundenlang mit den Lösch- und Sicherungsarbeiten beschäftigt. Das noch recht neu wirkende Mehrfamilienhaus gilt als unbewohnbar. Betroffen sind insgesamt 14 Menschen. Wie Rathaus-Sprecherin Claudia Leppert auf Anfrage erklärte, sind drei der Bewohner noch in der Nacht von der Stadt Grevenbroich in einem Hotel untergebracht worden. Andere Bewohner kamen bei Freunden oder Verwandten unter.

Die Schäden am Gebäude sind massiv. Durch die Wucht der Detonationen wurde nicht nur eine gemauerte Außenwand gesprengt: Auch die Fassade ist gerissen. Fenster sind teils samt Rahmen herausgeflogen. Von außen sind auch Schäden an Balkonen sowie am Dach zu sehen. Auch am Mittwoch lagen Trümmerteile im gesamten Umfeld der Brandwohnung verstreut. All das zeugt davon, wie heftig die Explosionen gewesen sein müssen.

Den Bewohnern der Siedlung „Am Anger“ saß der Schreck in der Nacht zu Mittwoch noch in den Knochen. Gerade die erste Explosion sei stark gewesen, berichtete Fitim Dautovski aus dem Haus gegenüber. „Ich dachte zuerst an ein Erdbeben, so wie kürzlich in der Türkei. Das ganze Haus hat gewackelt, die Wände, die Fenster, alles“, sagte er: „Dann habe ich beobachtet, wie Flammen aus den Fenstern geschossen sind. So etwas habe ich noch nie gesehen.“

Nachdem er die Knalle gehört und das Feuer gesehen hatte, lief Dautovski geistesgegenwärtig in den Garten und schnappte sich zwei Steckleitern, um zu helfen. Mehrere Bewohner aus den oberen Geschossen sollen sich über die Leitern noch vor Eintreffen der Feuerwehr in Sicherheit gebracht haben. Eine andere Anwohnerin berichtete, dass sie von insgesamt vier lauten Knallen aus dem Schlaf gerissen worden sei. „Ich hatte Angst um meine Kinder. Mein kleineres hat angefangen zu schreien.“

Sollten die Ermittlungen der Polizei bestätigen, dass der 60-Jährige die Explosionen in seiner Wohnung in selbstmörderischer Absicht herbeigeführt und so auch andere Bewohner in Lebensgefahr gebracht hat, wäre das bereits der zweite Fall dieser Art binnen weniger Monate in Grevenbroich. Anfang Dezember hatte sich ein 57-Jähriger in Neurath das Leben genommen, in dem er seine eigene Wohnung (ebenfalls in einem Mehrfamilienhaus) in Brand setzte. Auch in diesem Fall hatten Nachbarn Verletzungen erlitten.

Info Kreisen Ihre Gedanken darum, sich das Leben zu nehmen? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Rufnummern lauten 0800 1110111 und 0800 1110222.

Info

Grevenbroicher Retter im Großeinsatz

Alarm Die Brandmeldung ging um 21.16 Uhr bei der Feuerwehr ein.

Einsatzende Der Einsatz dauerte Stunden. Die letzten Kräfte der Feuerwehr rückten erst gegen 2.30 Uhr in der Nacht ab.

Kräfte Im Einsatz waren insgesamt fünf Einheiten der Feuerwehr Grevenbroich, plus Rettungsdienst, plus Polizei. Auch ein Statiker und ein Vertreter des THW waren vor Ort.

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