(NGZ) „Ein Pfundskerl“, „ein Mensch mit einem guten Herzen“, „einer meiner besten Freunde“: Patrice Koffi muss ein besonderer Priester sein, wenn Grevenbroicher Katholiken so von ihm schwärmen. Seit 2016 ist er als Seelsorger in der Schlossstadt tätig; fast auf den Tag genau vor 25 Jahren, am 29. Juli 2000, weihte ihn der damalige Erzbischof von Stockholm im Würzburger Karmelitenkloster zum Priester. Für Koffi ein Grund, in Dankbarkeit zurückzuschauen – und gebührend zu feiern: An diesem Sonntag (3. August) wird er sein Priesterjubiläum gemeinsam mit der Gemeinde, Freunden und Verwandten in St. Stephanus in Elsen begehen – mit einem Festgottesdienst um 11 Uhr samt anschließender Feier.
„Als ich 2016 in die Diözese Köln gewechselt bin, habe ich gedacht, ich würde viel Zeit brauchen, um integriert zu werden“, sagt Koffi, der 1993 nach Deutschland kam, viele Jahre in Süddeutschland tätig war und sich wohl aus dieser Zeit seinen leichten bayerischen Zungenschlag bewahrt hat. Doch gleich an einem seiner ersten Tage in Grevenbroich machte Koffi eine positive Erfahrung: „Ich wollte einkaufen gehen und wusste nicht, wo der Supermarkt ist. Ein Passant hat mich bis zum Monti begleitet“, erinnert er sich mit Freude. Bis heute fühlt er sich pudelwohl in der Schlossstadt, die für ihn eine neue Heimat geworden ist.
Einen Namen gemacht hat sich der 56-jährige Koffi in Grevenbroich nicht zuletzt mit seinem Projekt, einen Bildungscampus in seinem Heimatland Togo zu errichten. In Séwové Adjoguidui, 30 Kilometer von der Hauptstadt Lomé entfernt, sind für den „Schulkomplex Cheikh Anta Diop“ bereits Gebäude entstanden, die einen Kindergarten und fünf Grundschulklassen aufnehmen – Weiteres ist im Entstehen begriffen. Für sein Lebenswerk gibt Koffi einen Teil seines Priestergehalts, sammelt unermüdlich Spenden in seiner Grevenbroicher Gemeinde und fährt regelmäßig in das westafrikanische Land.
Anfang April war Koffi zuletzt in Togo, am 26. August wird er wieder hinfahren und wie immer kräftig mit anpacken: Derzeit bekommt die Kantine fließendes Wasser, der Pausenhof Sitzbänke, Wände eine bunte Bemalung; zudem werden ein Musik- und ein Computerraum eingerichtet.
„Ich sehe in Togo Not an vielen Orten“
Patrice KoffiPriester
Am 15. September sollen die ersten drei Klassen der Hauptschule (im französischen Schulsystem die untere Sekundarstufe von elf bis 15 Jahren) und die ersten zwei Klassen des Gymnasiums in einem seit diesem Frühjahr neu errichteten Gebäude eröffnen. Die Anmeldung der Schüler sowie die Auswahl neuer Lehrer laufen aktuell. Eine Klasse kann bis zu 50 Schüler aufnehmen, insgesamt 450 sollen es einmal sein. Auch Wohnungen für Lehrkräfte sollen in Zukunft noch entstehen.
Koffi möchte jungen Menschen in Togo eine Chance geben, die sie sonst vielleicht nicht hätten. Das neue Bildungszentrum mache in der Gegend bereits von sich reden, hat der Geistliche zu seiner Zufriedenheit festgestellt. Bislang mussten Schüler teilweise Strecken von bis zu 15 Kilometern zurücklegen, um zu einer weiterführenden Schule zu gelangen – zu Fuß, wohlgemerkt. Gerade im ländlichen Raum bestünden die meisten Schulgebäude aus Lehm, so Koffi: „Dieser Anblick rührt mich sehr. Ich sehe in Togo Not an vielen Orten.“ Das Schulzentrum sei da kaum mehr als „ein Tropfen auf den heißen Stein“ – und, wie Koffi betont, nur möglich dank der Hilfsbereitschaft zahlreicher Menschen, ob vor Ort oder in Deutschland.
Dankbarkeit und Anerkennung für das Mitwirken anderer – unter dieses Zeichen stellt Koffi auch die Feier zu seinem Priesterjubiläum. Er erinnert sich an zahllose wertvolle Begegnungen mit Mitmenschen und wird zugleich nicht müde, zu betonen: „Das Jubiläum ist für mich ein Zeichen für Gottes Wirken.“
In Zeiten von Priestermangel und Mitgliederschwund hat Patrice Koffi eine klare Haltung dazu, wie es für die Kirche weitergehen kann. „Meine Kirche muss offener für Gott werden“, sagt er. „Wir dürfen uns nicht im geistlichen Elfenbeinturm verschanzen, sondern müssen offen für die Menschen in ihrem Alltag sein.“ Von „Aktionismus“ rät er ab: „Wir müssen lernen, abzuwarten. Die Bedürfnisse der Menschen werden uns den Weg zeigen.“
Für diejenigen, die am Sonntag nicht mit Patrice Koffi feiern können, gibt es übrigens, wie er selber schreibt, eine Lösung: „Überall ist ja unser lieber Gott! Überall können wir auch im Gebet verbunden sein. Daher würden ein Vaterunser-Gebet und ein frischer Prost und Glückauf der Gemütlichkeit unsere Dankandacht würdig erheben.“