Allrath: Verteilstation wird ab 2025 gebaut

(NGZ) In Allrath fällt Mitte des kommenden Jahres der Startschuss zum Bau der Rheinwasser-Transportleitung auf Grevenbroicher Gebiet. Etwa 500 Meter vom Ortsrand entfernt wird zunächst die Grube für das Verteilbauwerk ausgehoben. In der L-förmigen Pumpstation – sieben Meter hoch und bis zu 62 Meter lang – soll künftig das Wasser aus den drei Pipelines auf die Tagebaue Hambach und Garzweiler verteilt werden. Innerhalb von zweieinhalb bis drei Jahren soll das Gebäude fertiggestellt werden, sagt Karsten Waschke. Der Gesamtprojektleiter von RWE informierte den Planungsausschuss jetzt über den aktuellen Stand der Dinge.

Das Verteilbauwerk dürfte die Akzeptanz der Nachbarschaft genießen – denn: „Die Allrather Bürger hatten den Wunsch geäußert, an der Gestaltung beteiligt zu werden“, sagt Waschke. Dem sei der Energiekonzern nachgekommen. Nach mehreren Versammlungen mit der Bevölkerung seien Anregungen wie eine Fotovoltaikanlage und eine Begrünung des Daches ebenso mit in die Planung eingeflossen wie die „Öffnung“ des Gebäudes durch eine Glasfassade. Auch ein „grüner“ Sichtschutz werde mit Hilfe von bepflanzten Erdwällen realisiert.

Das Gebäude selbst wird verklinkert, zudem mit anthrazitfarbenen Metallelementen verkleidet – „architektonisch sehr schön“, sagt Karsten Waschke. Offen sei noch die Frage, ob die Allrather Bevölkerung von der geplanten Fotovoltaik-Anlage partizipieren könne, das werde aktuell untersucht. Lärmbelastungen seien indes nicht mit der Pumpstation verbunden: „Bei der nächstgelegenen Bebauung liegen wir mindestens zehn Dezibel unter dem entsprechenden Richtwert“, sagt der Projektleiter. Der Gesamtschallpegel, der von der Anlage ausgeht, liegt laut RWE bei 30 db(A) – eine Lautstärke, die etwa einem Flüstern entspricht.

Mit dem Verlegen der ersten Stahl-Röhren mit einem Durchmesser von 2,2 Metern soll es Ende 2024, Anfang 2025 losgehen. Im Verlauf der Trasse sollen sogenannte Bau-Büros eingerichtet werden – „dort können sich Bürger vor Ort über den Stand der Arbeiten erkundigen oder sich an uns wenden, wenn etwas nicht so laufen sollte, wie man sich das gedacht hat“, sagt Waschke. Der gesamte Baustellenverkehr – etwa das Anliefern der Rohre oder der Abtransport von Erdreich – soll auf übergeordneten Straßen und Wirtschaftswegen abgewickelt werden. „Ortslagen werden nicht durchfahren. Das ist unser Ziel für den gesamten Leitungsverlauf“, machte der RWE-Vertreter deutlich.

Das Wasser wird künftig bei Dormagen-Rheinfeld entnommen und mit 18 Kubikmetern pro Sekunde in Richtung Westen gepumpt. „Bei niedrigem Wasserspiegel wird wenig entnommen, maximal 1,8 Kubikmeter pro Sekunde“, sagt Karsten Waschke. „Diese 1,8 Kubikmeter sind im Wesentlichen dafür notwendig, um die Feuchtgebiete im Nordraum des Tagebaus Garzweiler zu versorgen.“ Jährlich sollen dem Strom rund 340 Millionen Kubikmeter Wasser entnommen werden. Fische und andere Wasserlebewesen würden nicht mit „angesaugt“. Dafür sorgen unter anderem hochwertige Siebe, sogenannte Johnson Screens, „das Beste, was es auf dem Markt gibt“.

Die Pipeline wird hauptsächlich unter landwirtschaftlichen Flächen verlaufen, für den Bau wird eine Trassenbreite von 70 Metern erforderlich. Sobald die Rohre unter der Erde liegen, sollen die Acker wieder wie bisher genutzt werden können. „Eine Produktion wird wieder möglich sein – mit Ausnahme: Weihnachtsbäume können nicht angepflanzt werden, weil sie zu tief wurzeln“, sagt Karsten Waschke.

Das erste Rheinwasser soll Ende 2029, Anfang 2030 in den Tagebau Hambach eingeleitet werden. Was das Volumen betrifft, wird die Grube nach dem Bodensee künftig der zweitgrößte See in Deutschland sein. Auch der Tagebau Garzweiler, der ab 2036 befüllt werden soll, befinde sich künftig unter den Top 10 der heimischen Großgewässer. Das Rheinwasser, das in Hambach mit 14 Kubikmeter pro Sekunde ankommt und in das 360 Meter tiefe Loch fließt, soll energetisch genutzt werden. RWE plant den Bau von mehreren Wasserkraftanlagen, die möglicherweise später auch im Bereich des Tagebaus Garzweiler zum Einsatz kommen sollen.

Um das Jahr 2070 sollen die Tagebaue komplett mit Rheinwasser gefüllt sein. Da die Seen nicht abgedichtet und die Grundwasserspiegel noch nicht die alten Stände erreicht haben, wird es eine Nachlaufzeit bis zum Jahr 2100 geben. „Die Transportleitung wird insgesamt 70 Jahre in Betrieb sein“, sagt Karsten Waschke. Der Gesamtprojektleiter geht aber davon aus, dass die ersten 200 Meter im Tagebau Hambach schon nach zehn Jahren gefüllt sein werden. „Dann hat der See bereits eine entsprechende Größe und kann genutzt werden.“

INFO

Anträge werden im Mai eingereicht

Planungsstand Im vergangenen Jahr wurde die Trasse für die Rheinwasser-Transportleitung landesplanerisch festgelegt. Aktuell arbeitet RWE daran, das bergrechtliche Genehmigungsverfahren auf den Weg zu bringen. Die Antragsunterlagen sollen im Mai bei der Bezirksregierung Arnsberg eingereicht werden.

Wasserfluss Der Tagebau Hambach soll ab Ende 2029, Anfang 2030 mit Rheinwasser befüllt werden. Garzweiler folgt voraussichtlich 2036.

Facebook
Twitter
error: Inhalt ist geschützt !!
';